Harnröhrenstrikturen

Eine weitere urologische Erkrankung, die wir regelmäßig sehen und behandeln, sind Harnröhrenstrikturen. Eine Striktur ist in erster Linie ein Problem der männlichen Harnröhre, also der Röhre, die den Urin durch die Prostata und den Penis leitet. Eine Striktur ist im Wesentlichen eine Narbe, die den Urinfluss behindert. Die männliche Harnröhre besteht aus mehreren verschiedenen anatomischen Abschnitten, die hier kurz erläutert werden sollen. Technisch gesehen beginnt die Harnröhre an der Blasenbasis oder am Blasenhals und verläuft als prostatische Harnröhre durch die Prostata. Die häufigste Ursache für eine Verengung der Prostata-Harnröhre ist eine frühere Strahlentherapie bei Prostatakrebs oder eine frühere TURP. Unmittelbar hinter diesem Punkt, in dem Bereich, in dem sich der freiwillige Harnschließmuskel befindet, liegt die membranöse Harnröhre. Diese kann ebenfalls durch eine Strahlentherapie verengt oder vernarbt sein, wird aber am häufigsten durch ein Beckentrauma oder eine Beckenfraktur verletzt. Die Reparatur der häutigen Harnröhre ist kompliziert und führt oft zu Inkontinenz, weshalb sie hier nicht weiter erörtert wird.

Nach der kurzen häutigen Harnröhre folgt der eigentlich breiteste Teil der männlichen Harnröhre, die so genannte bulbäre Harnröhre. Hier ändert die Harnröhre ihren Verlauf nach oben, um den Penis zu erreichen. Männer sitzen auf ihrer bulbären Harnröhre, und es ist diese Stelle, die am häufigsten verengt oder vernarbt ist. Bei diesen Patienten handelt es sich in der Regel um jüngere Männer, und eine eindeutige Ursache für die Striktur ist in der Regel nicht zu erkennen. Die häufigsten Ursachen sind Traumata durch Stürze in den Schritt, Tritte oder frühere Geschlechtskrankheiten, die die Harnröhre befallen haben, wie Chlamydien oder Tripper.

Der Teil der Harnröhre, der den größten Teil des Penis durchquert, wird als penile Harnröhre, hängende Harnröhre oder manchmal als vordere Harnröhre bezeichnet. Strikturen sind hier seltener und können mit entzündlichen Erkrankungen der Eichel wie Balanitis xerotica obliterans oder Lichen sclerosis einhergehen. Diese schwer zu behandelnden Strikturen erfordern oft kompliziertere Rekonstruktionsverfahren und können bei Vorliegen einer Grunderkrankung immer wieder auftreten.

Der Bereich der Harnröhre direkt unter der Eichel, kurz vor dem Meatus, wird Fossa navicularis genannt. Strikturen in diesem Bereich treten häufig auf, nachdem ein Katheter oder ein Endoskop in die Harnröhre eines Mannes eingeführt wurde, zum Beispiel nach einer TURP. Diese Strikturen sprechen oft auf eine einfache Dilatation an und können, wenn sie immer wieder auftreten, leicht durch Selbstdilatation behandelt werden, obwohl in seltenen Fällen eine rekonstruktive Operation angezeigt ist.

Typischerweise klagt ein Patient mit einer Harnröhrenstriktur über einen langsamen Harnstrahl, und ein häufiges Anzeichen bei einem jüngeren Mann ist Harnträufeln nach dem Toilettengang. Eine Harnwegsinfektion kann der Auslöser für eine Striktur sein. Es handelt sich oft um ein fortschreitendes Problem, und bei Verdacht wird die Diagnose durch eine Zystoskopie gestellt, d. h. durch eine Untersuchung der Harnröhre mit einem Endoskop in der Praxis. Wird eine Striktur gefunden, wird sie häufig durch eine Röntgenaufnahme, ein so genanntes retrogrades Urethrogramm, untersucht, um ihre genaue Lage und Länge zu bestimmen. Auf der Grundlage des Befunds können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten angewandt werden. Die einfachste ist die Dilatation der Striktur. Diese wird immer bei einer Fossa navicularis-Striktur durchgeführt, da sie einfach und effektiv ist, oder bei einer membranösen Striktur, da dies die einzige Möglichkeit sein kann, den Kanal zu öffnen, ohne Inkontinenz zu verursachen. Ansonsten gehen wir mit der Dilatation sehr sparsam um, da die Rezidivrate nach der Dilatation bei 80-90 % liegt und jede Dilatation die Striktur verlängern kann, was ihre Behandlung erschwert. Unsere bevorzugte Vorgehensweise bei der Erstvorstellung einer Harnröhrenstriktur ist ein kleinerer Eingriff unter Narkose, die sogenannte Direct Vision Internal Urethrotomy (DVIU). Auch hier ist die Rezidivrate hoch, liegt aber bei etwa 50 % und kann die Harnröhre weniger traumatisieren. Die Striktur wird mit einem Messer oder einem Laser unter Verwendung eines Endoskops durchtrennt. Nach einer DVIU trägt der Patient in der Regel einige Tage lang einen Harnkatheter und sollte sofort eine deutliche Verbesserung des Harnstrahls feststellen. Danach gilt es, nach einem Wiederauftreten Ausschau zu halten.

Interne Urethrotomie

A: Bulbäre Harnröhrenstriktur. B: Erste Inzision der Striktur. C: Abschluss der Inzision.
D: Die Striktur ist jetzt offen, der Harnröhrenschließmuskel ist dargestellt.

Wenn eine Striktur wieder auftritt, werden aggressivere Lösungen angeboten. Der Patient kann sich jederzeit für eine weitere DVIU oder sogar für eine Dilatation entscheiden, aber zu diesem Zeitpunkt muss der Patient mit einem Rezidiv rechnen, selbst bei DVIU. Eine dauerhaftere Lösung ist die sogenannte Urethroplastik, ein rekonstruktiver Eingriff, den Dr. Engel durchführt. Eine Urethroplastik ist eine chirurgische Reparatur einer Striktur, bei der der betroffene Bereich entweder vollständig herausgeschnitten und die guten Enden mit Nähten zusammengeführt werden (anastomotische Urethroplastik) oder eingeschnitten und die Lücke in der röhrenförmigen Harnröhre mit Gewebe gefüllt wird. Heutzutage wird bevorzugt die Wangenschleimhaut verwendet, die sogenannte Bukkalschleimhaut. Im Laufe der Jahre wurden viele verschiedene Gewebetechniken verwendet, darunter Blasenschleimhaut, Skrotalhaut, Vorhaut, Penishaut und andere. Bukkalschleimhaut hat diese Gewebe als Transplantat der Wahl weitgehend ersetzt.

Bei bulbären Strikturen unter 2 cm bevorzugt Dr. Engel eine anastomotische Urethroplastik, während bei längeren oder anterioren Strikturen ein Transplantat erforderlich ist. Bei einer Bukkalschleimhaut-Urethroplastik wird der Patient an der Seite des Mundes, an der das Transplantat entnommen wurde, genäht. Das Gefühl ist ähnlich wie bei einem Biss in die Wange. Die Schmerzen sind nicht stark, und die Stelle heilt sehr schnell. Eine Harnröhrenplastik erfordert in der Regel mindestens eine Übernachtung im Krankenhaus und eine wesentlich längere Zeit der Katheterisierung, während die Harnröhre heilt. Je nach Lage und Schwere der Striktur kann eine Urethroplastik eine Erfolgsquote von bis zu 93 % ohne Rezidiv aufweisen.

Beide Ärzte, Dr. Engel und Dr. Losee, stehen Ihnen gerne zur Verfügung, wenn Sie eine Harnröhrenstriktur vermuten oder bei Ihnen eine solche diagnostiziert wurde.

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