Helmut Kohl
Helmut Kohl, (geboren am 3. April 1930 in Ludwigshafen am Rhein – gestorben am 16. Juni 2017 in Ludwigshafen am Rhein), deutscher Politiker, war von 1982 bis 1990 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und von 1990 bis 1998 des wiedervereinigten Deutschlands. Er leitete die Integration der DDR in die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1990 und war damit der erste Bundeskanzler des vereinigten Deutschlands seit 1945.
Kohl wuchs in einer konservativen römisch-katholischen Familie auf. Als Jugendlicher wurde er im Krieg eingezogen und zur Grundausbildung geschickt, aber der Krieg endete, bevor er kämpfen musste. Sein Interesse an der Politik zeigte sich schon früh: 1947 begann er, in einer Jugendorganisation der Christlich-Demokratischen Union (CDU) in seiner Heimatstadt mitzuarbeiten. Kohl promovierte 1958 in Politikwissenschaft an der Universität Heidelberg. Er wurde 1959 in den rheinland-pfälzischen Landtag und 1969 zum Ministerpräsidenten gewählt und erwarb sich bald den Ruf eines fähigen Verwalters. Er wurde 1969 auch stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU und 1973 zum Parteivorsitzenden gewählt.
Kohl trat bei der Bundestagswahl 1976 als Kanzlerkandidat der CDU und ihrer bayerischen Schwesterpartei, der Christlich-Sozialen Union (CSU), an, verlor aber gegen die Sozialdemokratische Partei (SDP) unter Helmut Schmidt. 1982 verließen viele Mitglieder von Schmidts Koalitionspartner, der Freien Demokratischen Partei (FDP), ihr Bündnis mit ihm. Mit vereinten Kräften brachten CDU, CSU und FDP am 1. Oktober 1982 im Bundestag ein Misstrauensvotum gegen Schmidt durch und verdrängten ihn sofort aus dem Amt, indem sie Kohl bei der anschließenden Wahl eines neuen Bundeskanzlers die erforderliche absolute Mehrheit verschafften.
Die CDU-CSU-FDP-Koalition gewann bei den Bundestagswahlen am 6. März 1983 eine Mehrheit von 58 Sitzen. Kohls Regierung verfolgte weiterhin eine zentristische Politik, die bescheidene Kürzungen der Staatsausgaben und eine starke Unterstützung der westdeutschen Verpflichtungen gegenüber der NATO beinhaltete. Diese Politik wurde durch den Sieg bei der Bundestagswahl am 25. Januar 1987 bestätigt, obwohl die CDU-CSU-FDP-Koalition nur eine knappe Mehrheit von 45 Sitzen hatte.
Als die Sowjetunion 1989/90 ihre Kontrolle über Osteuropa aufgab, führte Kohl die Bemühungen um eine rasche Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland an. Die Oppositionspartei SDP ging dagegen viel vorsichtiger mit dieser bedeutsamen Frage um. Als im März 1990 die ersten demokratischen Parlamentswahlen in Ostdeutschland stattfanden, setzte sich Kohl energisch für die Schwesterparteien der CDU in Ostdeutschland ein, die eine Regierung bilden konnten, die sich für die Wiedervereinigung einsetzte. Im Mai 1990 schloss Kohls Regierung einen Vertrag mit Ostdeutschland, der die Wirtschafts- und Sozialsysteme beider Länder vereinheitlichte und Ostdeutschland einen gleichberechtigten Umtausch der inzwischen wertlosen ostdeutschen Währung in die starke D-Mark gewährte. Kohl setzte sich nachdrücklich dafür ein, dass sowohl seine NATO-Verbündeten als auch die Sowjetunion der deutschen Wiedervereinigung zustimmten, und am 3. Oktober 1990 wurde die DDR aufgelöst und ihre Gliedstaaten schlossen sich mit Westdeutschland zu einem wiedervereinigten Deutschland zusammen. Am 2. Dezember 1990, bei den ersten freien, gesamtdeutschen Parlamentswahlen seit 1932, erhielten Kohl und seine regierende CDU-CSU-FDP-Koalition eine Mehrheit von 134 Sitzen im Bundestag.
Die Übernahme der maroden ostdeutschen Wirtschaft erwies sich als teurer und schwieriger als vorhergesagt, und Kohls Regierung musste sich zu Steuererhöhungen und Kürzungen der Staatsausgaben verpflichten, um die Wiedervereinigung zu finanzieren. Die Unzufriedenheit der Wähler über diese harten Realitäten, verstärkt durch den Unmut über eine schwere Rezession in den Jahren 1992-93, spiegelte sich in den Parlamentswahlen vom 16. Oktober 1994 wider, bei denen Kohls parlamentarische Mehrheit auf 10 Sitze schrumpfte.
Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland und der Überdruss der Wähler an Kohl nach 16 Jahren im Amt ermöglichten es der SDP unter der Führung von Gerhardt Schröder, die CDU-CSU bei den Parlamentswahlen am 27. September 1998 zu schlagen. 1999 wurde Kohl in einen Skandal verwickelt, bei dem es um die Einziehung illegaler Wahlkampfspenden ging. Im Januar 2000 trat er von seinen Parteiämtern zurück und sah sich mit schweren Vorwürfen des Missbrauchs von Geldern konfrontiert. Im Februar 2001 wurde er zu einer empfindlichen Geldstrafe verurteilt.
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