Hannelore Schmatz

Jahrelang konnten die Überreste von Schmatz von jedem gesehen werden, der versuchte, den Everest über die Südroute zu besteigen. Ihr Körper war in sitzender Position eingefroren, mit geöffneten Augen und im Wind wehenden Haaren an ihren Rucksack gelehnt, etwa 100 Meter oberhalb von Lager IV.

Bei einer Expedition im Jahr 1981 war Sungdare Sherpa wieder der Führer einer Gruppe von Bergsteigern. Er hatte sich zunächst geweigert, weil er bei der Expedition 1979 Finger und Zehen verloren hatte, wurde aber von dem Bergsteiger Chris Kopcjynski extra bezahlt. Beim Abstieg kamen sie an Schmatz‘ Leiche vorbei, und Kopcjynski war schockiert, weil er dachte, es handele sich um ein Zelt, und erklärte: „Wir haben sie nicht berührt. Ich konnte sehen, dass sie ihre Uhr noch anhatte.“

Im Jahr 1984 stürzten Polizeiinspektor Yogendra Bahadur Thapa und Sherpa Ang Dorje in den Tod, als sie versuchten, Schmatz‘ Leiche auf einer nepalesischen Polizeiexpedition zu bergen.

Chris Bonington entdeckte Schmatz 1985 aus der Ferne und hielt ihre Leiche zunächst für ein Zelt, bis er sie sich genauer ansah.

Lene Gammelgaard, die erste skandinavische Frau, die den Gipfel des Everest erreichte, zitiert den norwegischen Bergsteiger und Expeditionsleiter Arne Næss Jr., der seine Begegnung mit Schmatz‘ Überresten in ihrem Buch Climbing High: A Woman’s Account of Surviving the Everest Tragedy (1999), in dem sie ihre eigene Expedition von 1996 beschreibt. Næss‘ Beschreibung lautet wie folgt:

„Es ist nicht mehr weit. Ich kann der unheimlichen Wache nicht entkommen. Etwa 100 Meter oberhalb von Camp IV sitzt sie an ihren Rucksack gelehnt, als würde sie eine kurze Pause machen. Eine Frau mit weit aufgerissenen Augen, deren Haare in jedem Windstoß wehen. Es ist die Leiche von Hannelore Schmatz, der Frau des Leiters einer deutschen Expedition von 1979. Sie hat den Gipfel erreicht, ist aber beim Abstieg gestorben. Dennoch habe ich das Gefühl, dass sie mich mit ihren Augen verfolgt, wenn ich vorbeigehe. Ihre Anwesenheit erinnert mich daran, dass wir hier unter den Bedingungen des Berges sind.“

Der Wind blies Schmatz‘ Überreste schließlich über die Kante und die Kangshung-Wand hinunter.

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