Episodische Ataxie Typ 2
Episodische Ataxie Typ 2 (EA 2) ist eine seltene neurologische Störung mit autosomal-dominantem Erbgang, die auf einer Fehlfunktion eines spannungsabhängigen Kalziumkanals beruht. Sie äußert sich in wiederkehrenden, behindernden Anfällen von Gleichgewichtsstörungen, Schwindel und Ataxie, die durch körperliche Anstrengung oder emotionalen Stress ausgelöst werden können. Im anfallsfreien Intervall zeigen die Patienten eine zentrale okulomotorische Störung, vor allem einen abwärts gerichteten Nystagmus. Eine langsame Progression der Kleinhirnzeichen, begleitet von einer leichten Atrophie der mittleren Kleinhirnstrukturen, ist im Verlauf der Erkrankung häufig zu beobachten. EA 2 wird am häufigsten durch Funktionsverlust-Mutationen des Kalziumkanal-Gens CACNA1A verursacht, das für die Ca(v)2.1-Untereinheit des P/Q-Typ-Kalziumkanals kodiert und hauptsächlich in Purkinje-Zellen exprimiert wird. Bislang wurden mehr als 30 Mutationen beschrieben. Für EA 2 gibt es zwei wirksame Behandlungsmöglichkeiten: Acetazolamid (ACTZ), das wahrscheinlich den intrazellulären pH-Wert und damit das transmembrane Potential verändert, und 4-Aminopyridin (4-AP), ein Kaliumkanalblocker. Etwa 70 % aller Patienten sprechen auf die Behandlung mit ACTZ an, aber die Wirkung ist oft nur vorübergehend. In einer offenen Studie verhinderte 4-AP bei fünf von sechs Patienten mit EA 2 Anfälle, höchstwahrscheinlich durch Erhöhung der Ruheaktivität und Erregbarkeit der Purkinje-Zellen. Viele Aspekte der Pathophysiologie (z. B. die Auslösung der Anfälle) und der Behandlung von EA 2 (z. B. die Wirkungsweise von ACTZ und 4-AP) sind noch unklar und müssen in weiteren tierexperimentellen und klinischen Studien untersucht werden.
Leave a Reply