Genitalstadium

Der Begriff des Genitalstadiums wurde 1915 von Sigmund Freud in den Drei Aufsätzen zur Theorie der Sexualität (1905) hinzugefügt. Diese Stadien der psychosexuellen Entwicklung sind in der Reihenfolge das orale Stadium, das anale Stadium, das phallische Stadium, das Latenzstadium und das Genitalstadium. Dieses Stadium beginnt etwa zu dem Zeitpunkt, an dem die Pubertät einsetzt, und endet mit dem Tod. Nach Freud taucht dieses Stadium zusammen mit dem Ödipuskomplex wieder auf. Das genitale Stadium fällt insofern mit dem phallischen Stadium zusammen, als es sich hauptsächlich mit den Genitalien befasst; allerdings ist dieses Interesse nun bewusst.

Das genitale Stadium tritt auf, wenn die sexuellen und aggressiven Triebe zurückgekehrt sind. Die Quelle der sexuellen Lust erweitert sich außerhalb von Mutter und Vater. Wenn sich das Kind während des phallischen Stadiums unbewusst zu dem gleichgeschlechtlichen Elternteil hingezogen fühlte, können in diesem Stadium homosexuelle Beziehungen entstehen. Diese Interpretation des phallischen Stadiums ist jedoch aus folgender Sicht nicht mit dem vereinbar, was das primär verstandene phallische Stadium mit sich bringt. Der Ödipuskomplex, der eine der wichtigsten Komponenten des phallischen Stadiums ist, kann als das Bedürfnis erklärt werden, von der elterlichen Figur, die das Hauptobjekt der Libido ist, die größtmögliche Antwort zu erhalten. Es muss klargestellt werden, dass es häufiger die Mutter ist, die die Befriedigung als Antwort auf eine Entladung und/oder Manifestation der Libido gibt und daher das Objekt der kindlichen Libido ist – nicht der Vater. Es ist weniger wahrscheinlich, dass das Subjekt eine unbewusste sexuelle Anziehung zum Vater empfindet, weil der Vater die Quelle der Unfähigkeit des Subjekts ist, die Mutter zu besitzen: das Subjekt ist immer noch darauf konzentriert, die Aufmerksamkeit der Mutter zu erhalten. Außerdem ist jede sexuelle Anziehung während des phallischen Stadiums rein unbewusst.

Während des genitalen Stadiums haben sich das Ich und das Über-Ich stärker entwickelt. Dies ermöglicht dem Individuum eine realistischere Denkweise und eine Auswahl an sozialen Beziehungen außerhalb der Familie. Das genitale Stadium ist das letzte Stadium und gilt als die höchste Stufe der Reife. In diesem Stadium wird der Erwachsene zu den beiden Zeichen der Reifung, Arbeit und Liebe, fähig.

Das Stadium wird in der Pubertät eingeleitet, kann aber bis weit in die Erwachsenenjahre hinein nicht abgeschlossen sein. Otto Fenichel betrachtete das genitale Primat als Voraussetzung für die Überwindung der Ambivalenz und für die Ganz-Objekt-Liebe.

Im Jahr 1960 erweiterte Robert W. White Freuds genitales Stadium nicht nur um die Triebbedürfnisse, sondern auch um die Triebhaftigkeit. Seine Stadienerweiterung schloss ein, dass man anfängt zu entscheiden, welche Rolle man in der Gesellschaft und bei der Partnersuche für soziale und sexuelle Befriedigung spielen wird.

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