Deutsches Flugtaxi-Startup bezaubert Tesla-Investor
10.06.2020
Baillie Gifford, Teslas größter Investor nach dem milliardenschweren CEO Elon Musk, hat 35 Millionen Dollar in Lilium investiert und bewertet das in München ansässige Unternehmen damit mit mehr als einer Milliarde Dollar.
Das deutsche Flugtaxi-Startup Lilium ist zu einem milliardenschweren „Einhorn“ geworden, nachdem es 35 Millionen Dollar (31 Millionen Euro) von dem prominenten Tech-Investor Baillie Gifford erhalten hat, einem der größten privaten Fondsmanager Großbritanniens, der Anteile an Amazon, Tesla, Airbnb, Spotify und SpaceX hält.
Mit der jüngsten Finanzierung hat das in München ansässige Startup bisher insgesamt mehr als 375 Millionen Dollar an Investitionen erhalten.
Hier ist ein kleiner Überblick über das vollelektrische, senkrecht startende und landende Passagierflugzeug, das die Aufmerksamkeit einflussreicher Investoren auf sich zieht.
Ein fliegendes Auto
Der Lilium Jet, wie das Flugzeug genannt wird, ist ein fünfsitziges Passagierflugzeug, das senkrecht starten und landen kann. Angetrieben wird es von 36 vollelektrischen Düsentriebwerken, die an den Landeklappen angebracht sind. Das Unternehmen sagt, selbst wenn ein Triebwerk ausfällt, würden die anderen weiter funktionieren, was das Flugzeug sicherer macht.
Der Jet kann mit einer einzigen Ladung bis zu 300 Kilometer pro Stunde zurücklegen, was bedeutet, dass man in nur 6 Minuten von Manhattan in New York zum JFK-Flughafen – eine Entfernung von 22 Kilometern – oder in einer einzigen Fahrt von London nach Liverpool fliegen kann. Das Taxi wird von einem Piloten geflogen, aber das Unternehmen plant, es in Zukunft autonom zu machen.
Bezahlbar
Lilium will Menschen zwischen Städten oder zwischen Vororten und Stadtzentren hin- und herpendeln und ihnen das lästige Schlängeln im dichten Verkehr ersparen. Das Start-up behauptet, dass das Flugzeug in Verbindung mit „digitaler Planung und intelligentem Betrieb“ in der Lage sein wird, die Passagiere viermal schneller als ein Taxi zu befördern, und das zu erschwinglichen Preisen.
Das Unternehmen plant, schließlich einen Taxidienst einzuführen, bei dem die Kunden über eine App Startplätze finden und Fahrten buchen können. Eine 6-minütige Fahrt von Manhattan zum JFK-Flughafen soll etwa 70 Dollar kosten. Zum Vergleich: Ein Ride-Sharing-Hubschrauberdienst von Uber kostet auf der gleichen Strecke 200 Dollar pro Passagier. Kurzstreckenfahrten mit Lilium-Jets würden etwa so viel kosten wie eine Fahrt mit Uber oder Lyft-Taxis.
Erstflug
Das fliegende Taxi sorgte im Mai letzten Jahres für Aufsehen, als es seinen 60 Sekunden dauernden Erstflug absolvierte, bei dem der Lilium Jet abhob, schwebte und landete. Der Jungfernflug fand zwei Jahre nach Abschluss der Flugerprobung eines zweisitzigen Prototyps statt, der inzwischen in die aktuelle fünfsitzige Variante umgewandelt worden ist. Das Flugzeug hat bis heute über 100 Tests absolviert.
Bei den Tests flog der Jet mit Geschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde und stieg und sank vertikal mit Raten von 500 Fuß pro Minute. Lilium geht davon aus, dass der Jet im Jahr 2025 den kommerziellen Betrieb aufnehmen wird.
Die Gründer
Lilium wurde 2015 von vier Freunden – Daniel Wiegand (der aktuelle CEO), Sebastian Born, Matthias Meiner und Patrick Nathen – an der Technischen Universität München gegründet. Das Unternehmen, das derzeit mehr als 450 Mitarbeiter beschäftigt, zählt Atomico, Tencent und Freigeist zu seinen prominenten Anteilseignern.
Konkurrenten
Lilium gehört zu einer Reihe von Unternehmen, die fliegende Autos entwickeln, um die Art und Weise, wie Menschen in Großstädten pendeln, zu verändern. Morgan Stanley schätzt, dass der Markt für autonome Flugzeuge bis 2040 1,5 Billionen Dollar wert sein könnte. Uber stellte 2018 den Prototyp eines fliegenden Taxis in Form einer Riesendrohne vor und plant, die Taxis in den nächsten fünf Jahren auf den Markt zu bringen. Das deutsche Startup-Unternehmen Volocopter, hinter dem der Mercedes-Benz-Hersteller Daimler und Intel stehen, plant, bis 2021 einen eigenen Lufttaxi-Dienst in Singapur zu starten.
Ashutosh Pandey
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