Anthrachinone

Anthrachinone sind die wichtigsten aktiven Bestandteile von Kräutern, die häufig zur Linderung von Verstopfung verwendet werden. Sie haben eine reizende oder stimulierende abführende Wirkung auf den Dickdarm. Sie bilden die größte Gruppe der Naphthaquinone und sind oft rot oder violett gefärbt. Sie sind in Pflanzen weit verbreitet, vor allem in den Familien der Fabaceae, Liliaceae, Polygonaceae und Rhamnaceae.

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Anthrachinon-Struktur

Anthrachinone kommen häufig als Glykoside in lebenden Pflanzen vor, und es werden mehrere Gruppen unterschieden, die auf dem Oxidationsgrad des Kerns basieren und darauf, ob eine oder zwei Einheiten den Kern des Moleküls bilden. Die Anthrone sind weniger sauerstoffhaltig als die Anthrachinone, und die Dianthrone werden aus zwei Anthroneinheiten gebildet. Studien mit Dianthronglykosiden wie den Sennosiden A und B deuten darauf hin, dass die meisten dieser Verbindungen den oberen Magen-Darm-Trakt unverändert passieren, jedoch anschließend im Dickdarm von der natürlichen Flora (hauptsächlich Bakterien) des Magen-Darm-Trakts verstoffwechselt werden. Hinweis: Für eine optimale Wirkung ist eine gesunde Bakterienflora erforderlich!

Anthrachinonreiche Kräuter sind vor allem bei schlaffer oder atonischer Verstopfung angezeigt, die durch einen Verlust des Darmtonus und damit eine geringe Häufigkeit des Stuhlgangs gekennzeichnet ist. Sie wird in der Regel durch Bewegungsmangel, längere Ruhepausen oder die gewohnheitsmäßige Einnahme von Abführmitteln verursacht und ist bei älteren Menschen häufiger anzutreffen.

Pharmakologie (Wirkungsweise)

Anthrachinone wirken direkt auf die Darmschleimhaut, indem sie mehrere pharmakologische Ziele beeinflussen, und ihre abführende Wirkung ist größtenteils auf eine verstärkte Peristaltik des Dickdarms zurückzuführen, die die Transitzeit verkürzt und folglich die Rückresorption von Wasser aus dem Dickdarm fördert, wodurch der Stuhl flüssiger wird und der Stuhlgang erleichtert wird. Außerdem wird durch die Stimulierung der aktiven Chloridsekretion im Darm die Osmose erhöht, was zu einer verstärkten Ausscheidung von Wasser führt. Insgesamt führt dies zu einer Erhöhung des Stuhlvolumens und des Drucks im Magen-Darm-Trakt.

Die Wirkung ist sehr stark dosisabhängig. In niedrigeren Dosen üben Anthrachinone eine mildere tonische abführende Wirkung aus. In höheren Dosen haben sie eine stärkere stimulierende bis kathartische Wirkung.

Zusammengefasst sind ihre wichtigsten pharmakologischen Wirkungen wie folgt:

  1. Stimulierung des aktiven Transports von Chlorid in das Darmlumen → osmotischer Sog im Darm → Flüssigkeitsansammlung im Darm
  2. Hemmung der Na-K-ATP-Aktivität der Enterozyten → Hemmung der Wasser-, Natrium- und Chloridrückresorption und Erhöhung der enterischen Kaliumsekretion
  3. Stimulierung von lokalisierten, entzündlicher Prostaglandine → erhöhte Kraft und Geschwindigkeit der Peristaltik

Bedenken hinsichtlich der Toxizität & Gegenanzeigen

In hohen Dosen sind anthrachinonreiche Kräuter gastrointestinale Reizstoffe, die Toxizitätssymptome verursachen, die Übelkeit, Erbrechen, blutigen Durchfall, Dermatitis, Schwindel, akute Bauchschmerzen & Krämpfe und in schweren Fällen Nierenschäden umfassen können. Generell sind folgende Punkte bei der Anwendung zu beachten:

  • Vorsicht bei Reizdarm, Darmverschluss, spastischem Dickdarm, akuter Darmentzündung, Bauchschmerzen unbekannter Ursache, Kindern <12 Jahren
  • Eine harmlose rötliche Verfärbung von Urin und Stuhl kann auftreten
  • Nur kurzfristig anwenden. Eine Anwendung > 10 Tage verschlimmert die Atonie des Dickdarms und kann zur Abhängigkeit von Abführmitteln führen, um einen Stuhlgang zu erreichen
  • Wiederholter Gebrauch oder Missbrauch kann zu Elektrolytstörungen (insbesondere Hypokaliämie), Dehydrierung, und Muskel- und Nierenschäden führen
  • Die drastische Verringerung der Transitzeit kann die Aufnahme von Medikamenten beeinträchtigen
  • Kann bei der Einnahme während der Schwangerschaft reflexartige Kontraktionen in der Gebärmutter auslösen, was zu einer Fehlgeburt führen kann
  • Sollte bei Menschen mit Gicht oder einer Veranlagung zu Nierensteinen vermieden werden

Außerdem kann die langfristige Einnahme zu:

  • Peroxidation von Lipiden in der Darmschleimhaut → Lipo-Fuscin-Rückstände und bräunliche Pigmentierung, Melanose genannt, die ein Risikofaktor für Darmkrebs sein kann

Pflanzliche Beispiele:

  • Aloe barbadensis (Aloe)
  • Cassia sp. (Senna)
  • Rheum palmatum (Truthahn-Rhabarber)
  • Rhamnus frangula/purshiana (Cascara sagrada)
  • Rumex crispus (Gelber Ampfer)

Anmerkung: Unter den anthrachinonhaltigen Abführmitteln sind der Gelbe Ampfer (Rumex crispus) und der Rhabarber (Rheum palmatum) die am sanftesten wirkenden Verbindungen. Diese Kräuter werden mindestens ein Jahr lang gelagert, wobei die reizenden Anthrachinone in mildere Verbindungen umgewandelt werden. Das Vorhandensein von Gerbstoffen in diesen Pflanzen neigt ebenfalls dazu, die abführende Wirkung zu mildern.

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