Anteriore Hüftsubluxation bei lumbaler degenerativer Kyphose und posteriorer Beckenkippung

Abstract

Nichttraumatische anteriore Subluxation und Luxation des Hüftgelenks sind extrem selten. Eine 58-jährige Frau stellte sich in unserer Ambulanz mit Schmerzen in der linken Hüfte vor, die seit 15 Jahren bestanden. In der Vorgeschichte gab es weder ein Trauma noch andere Erkrankungen. Ihre Hüftschmerzen traten in der Regel nur beim Gehen und nicht in Ruhe auf. Die körperliche Untersuchung ergab keine Schmerzempfindlichkeit im Hüftgelenk. Der Bewegungsumfang der beiden Hüftgelenke war nahezu normal. Eine Laxheit anderer Gelenke wurde nicht festgestellt. Die Knochenmineraldichte der Lendenwirbelsäule und des proximalen Oberschenkels bestätigte die Diagnose einer Osteoporose. Ein einfaches Röntgenbild zeigte osteoarthritische Veränderungen der Hüftgelenke, eine starke hintere Beckenkippung und eine Verschiebung beider Oberschenkelköpfe nach oben, insbesondere im Stehen. Die dreidimensionale Computertomographie (3DCT) zeigte eine anteriore Subluxation beider Hüftköpfe. Sieben Jahre nach der Erstuntersuchung zeigte sich in beiden Hüftgelenken eine fortgeschrittene Arthrose. Obwohl die genaue Ursache noch unklar ist, könnten eine lumbale Kyphose, eine hintere Beckenkippung und eine geringere Abdeckung der Hüftpfanne den vorliegenden Fall beeinflusst haben. Wir sollten uns dieser Faktoren bewusst sein, wenn wir Patienten mit Hüftarthrose untersuchen.

1. Einleitung

Subluxation und Luxation des Hüftgelenks sind in der Regel Verletzungen mit hoher Stoßbelastung, und nichttraumatische anteriore Subluxation und Luxation sind extrem selten. Wir beschreiben hier einen Fall einer beidseitigen vorderen Hüftsubluxation, die möglicherweise mit einer degenerativen Kyphose der Lendenwirbelsäule und einer hinteren Beckenkippung zusammenhängt.

2. Fallvorstellung

Eine 58-jährige Frau stellte sich in unserer Ambulanz mit Schmerzen in der linken Hüfte vor, die seit 15 Jahren bestanden. Es gab keine Vorgeschichte von Traumata oder anderen Krankheiten. Ihre Hüftschmerzen traten in der Regel nur beim Gehen und nicht in Ruhe auf. Bei der körperlichen Untersuchung war das Hüftgelenk nicht schmerzempfindlich, und der Fabere-Test nach Patrick war negativ. Der Bewegungsumfang beider Hüftgelenke war nahezu normal: Die Beugung betrug 140/140 Grad (rechts/links), die Abduktion 35/35 Grad und die Adduktion 10/10 Grad. Eine Laxität anderer Gelenke wurde nicht festgestellt. Bei den Laboruntersuchungen ergaben sich keine abnormen Werte. Die Knochenmineraldichte der Lendenwirbelsäule (L2-4, 0,643 g/cm2, -score: -3,41 S.D.) und des proximalen Femurs (0,760 g/cm2, -score: -1,99 S.D.) bestätigte die Diagnose Osteoporose. Die Röntgenaufnahmen des Beckens in Rückenlage (Abbildung 1(a)) und im Stehen (Abbildung 1(b)) zeigten osteoarthritische Veränderungen der Hüftgelenke und eine starke hintere Beckenkippung bei der Darstellung der superioren Verschiebung beider Hüftköpfe. Der lumbosakrale Winkel (LSA) im Liegen und Stehen betrug 27 bzw. 6 Grad (Abbildung 2). Die Kyphose der Lendenwirbelsäule nahm im Stehen zu (Abbildung 2). Die Zentralkantenwinkel (CEA) betrugen 17/17 Grad (rechts/links), die Sharp-Winkel 36/36 Grad und die Werte des Acetabular Head Index (AHI) 66/72 % (Abbildung 1). Die dreidimensionale Computertomographie (3DCT) bestätigte eine anteriore Subluxation beider Hüftköpfe (Abbildung 3). Der Abstand zwischen dem ursprünglichen Hüftzentrum und dem Zentrum des gewanderten Hüftkopfes betrug 10 mm in der rechten Hüfte und 9 mm in der linken Hüfte. Es wurden nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) verschrieben, und es wurde Physiotherapie zum Training der Muskeln um das Hüftgelenk und die Verwendung eines Stocks empfohlen.

(a)
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(b)
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(a)
(a)(b)
(b)

Abbildung 1

Anteroposteriore Röntgenaufnahmen der bilateralen Hüftgelenke im Liegen (a) und im Stehen (b). Das Röntgenbild zeigte osteoarthritische Veränderungen der Hüftgelenke und eine starke hintere Beckenkippung bei Darstellung der superioren Verschiebung beider Femurköpfe.

(a)
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(b)
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(a)
(a)(b)
(b)

Abbildung 2

Laterale Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule im Liegen (a) und im Stehen (b). Die Kyphose der Lendenwirbelsäule hat sich im Stehen verstärkt.

(a)
(a)
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(b)
(c)
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(a)(b)
(b)(c)
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Abbildung 3

Dreidimensionale Computertomographie (3DCT) mit einer anteroposterioren Ansicht (a) und seitlichen Ansichten der rechten (b) und linken (c) Seite des beidseitigen Hüftgelenks. Das 3DCT bestätigte eine anteriore Subluxation beider Hüftköpfe.

Sieben Jahre nach dem ersten Besuch zeigten beide Hüftgelenke eine fortgeschrittene Arthrose. Wir führten eine Hüfttotalendoprothese an der rechten Hüfte durch, und sie konnte mit einem Stock oder einer Gehhilfe gehen. Bei der letzten Nachuntersuchung 6 Jahre nach der Operation wurden keine Probleme im rechten Hüftgelenk, wie z. B. eine Luxation, festgestellt.

3. Diskussion

Das Hüftgelenk ist stabil, weil der Hüftkopf weitgehend von der Hüftpfanne bedeckt ist. Hüftluxation und Subluxation sind daher selten. Anteriore Hüftluxation und -subluxation sind mit neurogenen und angeborenen Erkrankungen verbunden. Über einen Fall ohne eine solche Begleiterkrankung wurde jedoch noch nicht berichtet.

Wirbelsäule, Becken und Hüftgelenk sind eng miteinander verbunden, und Schmerzen im Hüftgelenk und in der Lendengegend können assoziiert sein, was als Hüft-Wirbelsäulen-Syndrom bezeichnet wird. Eine altersbedingte Lumbalkyphose führt zu einer Rückwärtsneigung des Beckens, um das Gleichgewicht im Stehen zu unterstützen, und eine hintere Beckenkippung führt zu einer geringeren Abdeckung des anterosuperioren Aspekts des Oberschenkelkopfs. Es gibt einige Berichte über Methoden zur Bewertung der anterioren Abdeckung durch die Hüftpfanne. Janzen et al. maßen die CEA eines normalen Hüftgelenks anhand vertikaler planarer Bilder, die durch den Mittelpunkt des Hüftkopfes bei verschiedenen Drehungen von 0 (vorderer Hüftpfannenrand) über 90 (seitlicher Hüftpfannenrand) bis 180 (hinterer Hüftpfannenrand) Grad mittels 3DCT aufgenommen wurden. Bei der vorliegenden Patientin zeigte das 3DCT eine deutliche Abnahme der Hüftpfannenabdeckung im vorderen bis seitlichen Bereich des Hüftkopfes. Vergleicht man die Hüftpfannenabdeckung bei der vorliegenden Patientin mit derjenigen normaler Hüftgelenke, wie sie von Janzen et al, zeigte unsere Patientin eine sehr schmale Pfannenabdeckung vom vorderen bis zum seitlichen Bereich des Hüftkopfes (Abbildung 4).

Abbildung 4

Vergleichsgrafiken des Mitte-Kante-Winkels (CEA), gemessen durch eine transversale CT-Schicht durch die Mitte des Femurkopfes für die beidseitigen Hüftgelenke im Vergleich zu den von Janzen et al. berichteten mittleren Normalwerten. Unser Fall zeigte eine sehr schmale acetabuläre Bedeckung vom vorderen bis zum seitlichen Bereich des Hüftkopfes.

Acetabuläre Dysplasie ist ebenfalls eine der Ursachen für Hüftsubluxation. Der Hüftkopf, der von einer dysplastischen Hüftpfanne bedeckt ist, wandert allmählich nach lateral oder anterolateral. Bei der vorliegenden Patientin zeigte ein einfaches Röntgenbild eine leichte Hüftdysplasie (17/17 Grad) bei hinterer Beckenkippung. Die Sharp-Winkel waren jedoch normal (36/36 Grad), und das 3DCT zeigte in normaler Position keine Hüftgelenksdysplasie (CE-Winkel unter Verwendung der Mitte der Hüftpfanne: 27/30 Grad) oder andere Beckendeformitäten. Daher ist die wahrscheinlichste Ursache dieser anterioren Subluxation eine posteriore Beckenkippung infolge einer lumbalen degenerativen Kyphose.

Die Hüfttotalendoprothese (HTEP) bei Patienten mit Hüftgelenksarthrose, die ein posterior geneigtes Becken haben, führt gelegentlich zu einer anterioren Dislokation aufgrund einer erhöhten Anteversion in stehender Position. Es sollte jedoch davon abgesehen werden, die Hüftpfanne so zu platzieren, dass die Anteversion deutlich reduziert wird, da auch hier das Risiko einer hinteren Luxation besteht. Vielmehr ist es wichtig, einen größeren Hüftkopfdurchmesser zu verwenden und so viel Weichteilgewebe wie möglich zu erhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser Fall als sehr selten angesehen wird, bei dem eine nicht-traumatische Subluxation anterior zu osteoarthritischen Veränderungen der Hüftgelenke führt. Obwohl die genaue Ursache unklar bleibt, könnten eine lumbale Kyphose, eine hintere Beckenkippung und eine Verringerung der Acetabulumabdeckung den vorliegenden Patienten beeinflusst haben.

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass es keinen Interessenkonflikt bezüglich der Veröffentlichung dieses Artikels gibt.

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