Abdominales Kompartmentsyndrom

Das abdominale Kompartmentsyndrom (ACS) ist eine Krankheit, die durch das Vorhandensein einer neuen Funktionsstörung der Endorgane infolge eines erhöhten intraabdominalen Drucks (IAP) definiert ist. Die radiologische Diagnose ist schwierig und wird in der Regel dann gestellt, wenn eine Reihe von bildgebenden Befunden in der entsprechenden klinischen Umgebung vorliegen oder wenn die Anzeichen bei aufeinanderfolgenden bildgebenden Untersuchungen eine Progression zeigen. Die Diagnose wird in der Regel klinisch durch einen erhöhten intravesikulären Druck unterstützt, der eng mit dem intraabdominalen Kompartmentdruck übereinstimmt.

Terminologie

ACS ist formal definiert als ein anhaltend erhöhter IAP > 20 mmHg mit begleitender Organdysfunktion oder -versagen 10. Der abdominale Perfusionsdruck (APP) ist eine ergänzende Messung, wobei Werte unter 60 mmHg auf eine beeinträchtigte Organperfusion hinweisen.

Pathologisch erhöhte intraabdominale Kompartmentdrücke von mehr als 12 mmHg definieren eine intraabdominale Hypertonie (IAH), die je nach dem Grad der Erhöhung in vier Grade unterteilt wird.

Klinisches Bild

Die Patienten weisen ein oder mehrere Organe auf, die aufgrund des erhöhten Drucks im Bauchraum versagen, was direkte oder indirekte Auswirkungen auf die wichtigsten Körpersysteme hat. Die meisten Patienten haben eine abdominelle Distension. Die Patienten haben oft multifaktorielle Erkrankungen und Verletzungen, wobei das abdominale Kompartmentsyndrom besonders häufig auftritt:

  • Sepsis
  • Akutes Atemnotsyndrom (ARDS)
  • hypovolämischer Schock
  • Systemisches Entzündungsreaktionssyndrom (SIRS)
  • Multiorganisches Dysfunktionssyndrom (MODS)

Typischerweise, Der schwerkranke Patient befindet sich auf der Intensiv-/Therapiestation (ICU/ITU) und präsentiert sich klinisch mit massiver abdominaler Distension, Anurie oder progressiver Oligurie trotz adäquater Herzleistung und/oder zunehmend schwieriger mechanischer Beatmung.

Pathologie

Etiologie

Der erhöhte intraabdominale Kompartmentdruck (IAP) beim abdominalen Kompartmentsyndrom hat zahlreiche Ursachen, die entsprechend unterteilt werden können:

  • primär (abdominopelvine Erkrankung oder Verletzung)
    • Trauma
      • high-.hochgradiges Lebertrauma
      • Beckenfrakturen
      • Hämoperitoneum
      • penetrierendes Bauch-Becken-Trauma
    • Chirurgie
      • Lebertransplantation
      • Bauchchirurgie bei adipösen Patienten
      • post-Hämoperitoneum
      • Bauchpackung bei Blutungen
    • Pankreatitis
    • Rupturiertes abdominales Aortenaneurysma
    • Aszites
    • Pneumoperitoneum
  • sekundär (Erkrankung oder Verletzung außerhalb des Abdomens und des Beckens)
    • Verbrennungen
    • Sepsis
    • schnelle Flüssigkeitsreanimation

Radiographische Merkmale

Das Verhältnis von maximalem anteroposteriorem zu transversalem abdominalem Durchmesser (> 0,8) und das Verhältnis von Peritoneal- zu Abdomenhöhe (PAR ≥ 0,52) in der CT scheinen statistisch mit erhöhtem intraabdominalem Druck bei kritisch kranken Patienten verbunden zu sein 6. Es gibt mehrere andere sich überschneidende CT- und sonografische Zeichen, die die Diagnose unterstützen können, aber keines dieser Zeichen gilt als spezifisch oder sensitiv für das abdominale Kompartmentsyndrom (ACS) 2:

  • Verhältnis von Peritoneal- zu Abdomenhöhe (PAR ≥ 0,52) 6
  • Verhältnis des maximalen anteroposterioren zu transversalen Abdominaldurchmessers (> 0,8) 6
  • gerundetes Aussehen der Bauchdecke (Rundbauchzeichen 4) (das/ein Produkt der oben genannten Verhältnisse)
  • erhöhtes Zwerchfell
  • Hemoperitoneum
  • abgeflachte Vena cava inferior und Nierenvenen
  • Verschiebung der festen abdominale Eingeweide
  • mosaikartige Leberperfusion
  • vermehrte Darm- und Magenwandverdickung und -anreicherung
  • Schockdarm 6
  • Magenausstülpung
  • Zunahme von Aszites bei nachfolgenden Aufnahmen
  • pathologische intra-Abdominalflüssigkeiten (z.g. Aszites, Hämatom, Hämoperitoneum, Flüssigkeitsansammlung in der Bauchspeicheldrüse) 6
  • bilaterale Leistenhernie
  • Pneumoperitoneum
  • pulmonale Basalkonsolidierung, Kollaps und/oder Pleuraerguss
  • Dichte Infiltration des Retroperitoneums ohne Anteil der Peritonealerkrankung (5)
Ultraschall
  • reduzierter diastolischer Fluss in portalen, Leber- und/oder Nierenvenen

Behandlung und Prognose

Die Sterblichkeit beim abdominalen Kompartmentsyndrom ist hoch und liegt zwischen 60-70% 2. Die Behandlung des abdominalen Kompartmentsyndroms erfordert die Wiederherstellung des Perfusionsgradienten im Bauchraum und umfasst im Wesentlichen vier Ansätze

  • Entfernung von intraperitonealen Ansammlungen und intraluminalem Darminhalt 8
    • Parazentese von Aszites oder Hämoperitoneum, falls vorhanden
    • Dekompression des Magens mit einer Magensonde
  • Abstellen von Faktoren, die die Compliance der Bauchdecke verringern
    • Optimierung von Analgesie und Sedierung
  • Optimierung des Flüssigkeitsstatus
    • Flüssigkeiten, Diurese oder Dialyse zur Erreichung einer Euvolemie 9
  • chirurgisches Management mit dekompressiver Laparotomie
Komplikationen
  • Nierenversagen
  • ischämischer Darm
  • Atemversagen Versagen mit Hyperkapnie und respiratorischer Azidose durch verminderte Zwerchfellleistung und daraus resultierende kompressive Atelektase
  • Herzversagen durch vermindertes Herzzeitvolumen und verminderten venösen Rückfluss

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