6 Attentatsversuche auf Adolf Hitler
1921: Das Münchner Bierhallenattentat
Das erste Attentat auf Hitler ereignete sich fast 20 Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im November 1921 hielt der junge und noch weitgehend unbekannte Radikale eine Rede im berühmten Münchner Hofbräuhaus. Unter den Zuhörern befanden sich neben Mitgliedern der neu gegründeten NSDAP auch Dutzende von Sozialdemokraten, Kommunisten und anderen politischen Gegnern. Hitlers feurige Rhetorik hatte sie alle bald in einen Rausch versetzt. Es kam zu einer Schlägerei unter Alkoholeinfluss, und während die Fäuste, Bierkrüge und Stühle flogen, zog eine Gruppe unbekannter Angreifer Pistolen und gab mehrere Schüsse in Richtung des Rednerpults ab. Hitler blieb jedoch unverletzt und redete sogar noch 20 Minuten weiter, bis die Polizei eintraf. Die Begegnung mit dem Tod bestärkte den künftigen Diktator nur noch mehr in seinem Eifer für die Sache der Nazis. Zwei Jahre später wurde der nahe gelegene Bürgerbräukeller zum Schauplatz seines berüchtigten „Bierhallenputsches“, eines gescheiterten Putsches, der ihm nationale Aufmerksamkeit und eine mehrjährige Gefängnisstrafe einbrachte.
1938: Maurice Bavauds Komplott
Ende 1938 kaufte ein Schweizer Theologiestudent namens Maurice Bavaud eine Pistole und begann, Hitler durch Deutschland zu verfolgen. Bavaud war überzeugt, dass der so genannte „Führer“ eine Bedrohung für die katholische Kirche und eine „Inkarnation des Satans“ war, und er hielt es für seine geistige Pflicht, ihn zu erschießen. Am 9. November 1938, als Hitler und andere Naziführer zur Feier des Jahrestages des Bierhallenputsches durch München marschierten, bekam er endlich seine Chance. Bavaud nahm auf einer Tribüne am Rande der Parade Platz und wartete, bis Hitler sich näherte. Er hatte seine Pistole in die Tasche gesteckt, doch bevor er sie ziehen und zielen konnte, hob die schwärmende, Hakenkreuze schwenkende Menge ihre Arme zum Nazi-Gruß und versperrte ihm die Sicht. Bavaud gab die Jagd widerwillig auf und wurde später verhaftet, als er versuchte, als blinder Passagier einen Zug aus Deutschland zu verlassen. Als die Gestapo seine Waffe und seine Karten fand, gestand er im Verhör, dass er den Mord an Hitler plante. Im Mai 1941 wurde er im Berliner Gefängnis Plötzensee durch die Guillotine hingerichtet.
1939: Georg Elsers Bierhallenbombe
Georg Elser war ein kämpferischer deutscher Tischler und Kommunist, der sich vehement gegen den Nationalsozialismus aussprach. Er sah voraus, dass Hitlers Regime sein Land in den Krieg und in den finanziellen Ruin führen würde, und Ende 1938 beschloss er, etwas dagegen zu unternehmen. Da er wusste, dass Hitler im folgenden Jahr, am Jahrestag des Bierhallenputsches, im Münchner Bürgerbräukeller eine Rede halten würde, baute Elser mehrere Monate lang eine Bombe mit einem 144-Stunden-Zünder. Als seine Waffe fertig war, zog er nach München und begann, sich jede Nacht in den Bürgerbräukeller zu schleichen, um einen Hohlraum in einer Steinsäule hinter der Rednertribüne auszuhöhlen. Nach mehreren Wochen mühsamer, heimlicher Arbeit baute Elser seine Bombe erfolgreich ein. Er ließ sie am 8. November 1939 um 21.20 Uhr explodieren – genau in der Mitte von Hitlers Rede.
Elser hatte seinen Bombenanschlag perfekt geplant, aber das Glück war nicht auf seiner Seite. Der Zweite Weltkrieg hatte einige Monate zuvor ernsthaft begonnen, und Hitler verlegte den Beginn seiner Rede auf 20 Uhr, um so schnell wie möglich wieder in Berlin zu sein. Der Führer beendete seine Ausführungen um 9:07 Uhr und verließ um 9:12 Uhr das Gebäude. Nur acht Minuten später explodierte Elsers Bombe, machte den Pfeiler dem Erdboden gleich und ließ einen Teil des Daches auf das Rednerpult stürzen. Acht Menschen wurden getötet und Dutzende verletzt, aber Hitler war nicht unter ihnen. Elser wurde noch in derselben Nacht beim Versuch, sich über die Schweizer Grenze zu stehlen, festgenommen und gestand später, nachdem die Behörden seine Bombenpläne gefunden hatten. Die nächsten Jahre verbrachte er in Konzentrationslagern der Nazis. Im April 1945, als das Dritte Reich zusammenbrach, wurde er aus seiner Zelle gezerrt und von der SS hingerichtet.
1943: Henning von Tresckows Brandy-Bombe
Einer der kühnsten Pläne entfaltete sich am 13. März 1943, als Hitler den Posten von Henning von Tresckow – einem desillusionierten deutschen Offizier – in Smolensk kurz besuchte. Bevor der Führer und sein Gefolge ihr Flugzeug für die Rückreise bestiegen, sprach Tresckow einen Mitarbeiter Hitlers an und fragte ihn, ob er einem Freund in Berlin ein Paket mit zwei Flaschen Cointreau-Schnaps bringen könne. Der Offizier willigte ein, ohne zu wissen, dass das Paket Plastiksprengstoff enthielt, der mit einem 30-Minuten-Zünder versehen war.
Tresckow und sein Mitverschwörer Fabian von Schlabrendorff hofften, dass Hitlers Tod der Auslöser für einen geplanten Staatsstreich gegen das Oberkommando der Nazis sein würde, aber ihr Plan löste sich nur wenige Stunden später in Luft auf, als sie die Nachricht erhielten, dass das Flugzeug des Führers sicher in Berlin gelandet war. „Wir waren fassungslos und konnten uns die Ursache für das Scheitern nicht vorstellen“, erinnerte sich Schlabrendorff später. „Noch schlimmer wäre die Entdeckung der Bombe, die unweigerlich zu unserer Entdeckung und zum Tod eines großen Kreises enger Mitarbeiter führen würde.“ Ein panischer Tresckow rief den Stabsoffizier an und teilte ihm mit, dass es sich bei dem Paket um einen Fehler gehandelt habe. Am nächsten Tag reiste Schlabrendorff zu Hitlers Hauptquartier und tauschte die versteckte Bombe gegen zwei Flaschen Branntwein aus. Bei der Überprüfung stellte er fest, dass nur ein defekter Zünder verhindert hatte, dass Hitlers Flugzeug in die Luft gesprengt wurde.
1943: Rudolf von Gertsdorffs Selbstmordkommando
Nur eine Woche, nachdem Tresckows Branntweinbombe nicht explodiert war, verübten er und seine Mitverschwörer ein weiteres Attentat auf Hitler. Diesmal war der Schauplatz des Attentats eine Ausstellung erbeuteter sowjetischer Flaggen und Waffen in Berlin, die der Führer im Rahmen einer Führung besuchen sollte. Ein Offizier namens Rudolf von Gertsdorff meldete sich freiwillig als Auslöser für einen Bombenanschlag, doch nachdem er das Gelände ausgekundschaftet hatte, kam er zu einer düsteren Erkenntnis: Die Sicherheitsvorkehrungen waren zu streng, um Sprengstoff in dem Raum anzubringen. „An diesem Punkt wurde mir klar, dass ein Anschlag nur möglich war, wenn ich den Sprengstoff an meiner Person trug“, schrieb er später, „und mich so nah wie möglich an Hitler in die Luft sprengte.“ Gersdorff entschied sich für dieses Vorgehen, und am 21. März tat er sein Bestes, um an der Seite des Führers zu bleiben, während er ihn durch die Ausstellung führte. Die Bombe hatte einen kurzen 10-Minuten-Zünder, aber trotz Gersdorffs Versuchen, die Führung zu verlängern, schlüpfte Hitler nach nur wenigen Minuten durch eine Seitentür. Der Möchtegern-Selbstmordattentäter war gezwungen, auf die Toilette zu rennen, wo er den Sprengstoff in Sekundenschnelle entschärfte.
1944: Das Juli-Komplott
Kurz nach den Invasionen am D-Day im Sommer 1944 startete eine Clique verärgerter deutscher Offiziere eine Kampagne, um Hitler in seinem Kommandoposten „Wolfsschanze“ in Preußen zu ermorden. Im Mittelpunkt des Komplotts stand Claus von Stauffenberg, ein schneidiger Oberst, der während der Kämpfe in Nordafrika ein Auge und eine Hand verloren hatte. Er und seine Mitverschwörer, zu denen auch Tresckow, Friedrich Olbricht und Ludwig Beck gehörten, planten, den Führer mit einer versteckten Bombe zu töten und dann das deutsche Ersatzheer einzusetzen, um das Oberkommando der Nazis zu stürzen. Im Falle eines erfolgreichen Staatsstreichs würden die Aufständischen dann sofort einen Verhandlungsfrieden mit den Alliierten anstreben.
Stauffenberg setzte den Plan am 20. Juli 1944 in die Tat um, nachdem er und mehrere andere Nazifunktionäre zu einer Konferenz mit Hitler in der Wolfsschanze einberufen worden waren. Er kam mit einer Aktentasche, die mit Plastiksprengstoff gefüllt und mit einem Säurezünder verbunden war. Nachdem er seinen Koffer so nah wie möglich an Hitler platziert hatte, verließ Stauffenberg den Raum unter dem Vorwand, ein Telefonat zu führen. Seine Bombe detonierte nur wenige Minuten später, sprengte einen Holztisch in die Luft und verwandelte einen Großteil des Konferenzraums in verkohlte Trümmer. Vier Männer starben, aber Hitler kam mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen davon – ein Offizier hatte Stauffenbergs Aktentasche Sekunden vor der Explosion zufällig hinter ein dickes Tischbein geschoben. Nachdem die Nachricht vom Überleben des Führers die Hauptstadt erreicht hatte, wurde der geplante Aufstand abgebrochen. Stauffenberg und die übrigen Verschwörer wurden später wie Hunderte anderer Dissidenten verhaftet und hingerichtet. Hitler prahlte angeblich damit, dass er nach dem Scheitern des Juli-Plots „unsterblich“ sei, doch in den folgenden Monaten zog er sich zunehmend zurück und wurde bis zu seinem Selbstmord am 30. April 1945 nur noch selten in der Öffentlichkeit gesehen.
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