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Bei der herkömmlichen Screening-Methode wird die Brust fest zwischen zwei Platten gepresst, um ein oder mehrere gute Röntgenbilder zu erstellen. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch nicht ohne Risiko. Die verwendeten Röntgenstrahlen können selbst zur Entstehung von Krebs beitragen. Außerdem ist oft nicht klar, ob es sich bei der gefundenen Anomalie um eine bösartige Läsion handelt oder nicht. In mehr als zwei Dritteln der Fälle, in denen auf den Röntgenbildern etwas Besorgniserregendes zu sehen ist, handelt es sich um ein falsch-positives Ergebnis: Nach einer Biopsie stellt sich heraus, dass es sich nicht um Krebs handelt. Deshalb sucht die Wissenschaft nach Alternativen.

Forscher der TU Eindhoven haben jetzt eine wichtige wissenschaftliche Hürde auf dem Weg zu einer neuen Technik genommen, bei der die Patientin auf einem Tisch liegt und die Brust frei in einer Schale hängt. Mit Hilfe einer speziellen Echographie (unhörbare Schallwellen) wird ein 3D-Bild der Brust erstellt. Auf den erzeugten Bildern ist jeder Krebs deutlich erkennbar; die Forscher erwarten daher viel weniger falsch-positive Ergebnisse.

Die neue Technologie baut auf der an der TU/e entwickelten patientenfreundlichen Prostatakrebs-Erkennungsmethode auf, bei der der Arzt dem Patienten harmlose Mikrobläschen injiziert. Mit einem Echoscanner lassen sich diese Bläschen beim Durchströmen der Blutgefäße in der Prostata genau beobachten. Da das Krebswachstum mit der Bildung von chaotischen Mikrogefäßen einhergeht, werden das Vorhandensein und die Lage des Krebses sichtbar. Diese Methode funktioniert bei der Prostata gut und wird nun in Krankenhäusern in den Niederlanden, China und bald auch in Deutschland auf breiter Basis getestet. Für Brustkrebs war die Methode bisher nicht geeignet, da die Brust zu viel Bewegung und Größe aufweist, um mit der Standard-Echographie genau abgebildet werden zu können.

Die Forscher Libertario Demi, Ruud van Sloun und Massimo Mischi haben nun eine Variante der Echographie-Methode entwickelt, die für die Untersuchung der Brust geeignet ist. Die Methode nennt sich Dynamische kontrastspezifische Ultraschalltomographie. Bei der Echographie mit Mikrobläschen macht man sich zunutze, dass die Bläschen im Blut mit der gleichen Frequenz schwingen wie der vom Echoscanner erzeugte Schall, aber auch mit der doppelten Frequenz, der so genannten zweiten Harmonischen. Durch Aufzeichnung der Schwingungen weiß man, wo sich die Blasen befinden. Aber auch Körpergewebe erzeugt Oberwellen, und das stört die Beobachtung.

Für die neue Methode nutzen die Forscher ein Phänomen, auf das Mischi zufällig gestoßen ist und dessen Eigenschaften er später zusammen mit Demi untersuchte. Sie sahen, dass die zweite Harmonische durch die Gasblasen ein wenig verzögert wurde. Die Forscher haben nun eine neue Visualisierungsmethode entwickelt. Je mehr Blasen der Schall auf seinem Weg trifft, desto größer ist die Verzögerung im Vergleich zum ursprünglichen Schall. Durch die Messung dieser Verzögerung können die Forscher also die Luftblasen lokalisieren, und zwar ungestört, denn die vom Körpergewebe erzeugte Oberwelle wird nicht verzögert und ist somit wahrnehmbar. Dieser Unterschied ist jedoch nur zu erkennen, wenn der Schall auf der anderen Seite aufgefangen wird. Die Methode eignet sich also hervorragend für Organe, die von zwei Seiten angegangen werden können, wie z.B. die Brust.

Die Forscher stellen derzeit ein internationales, starkes medizinisches Team zusammen, um präklinische Studien durchzuführen. Die Anwendung in der Praxis ist sicherlich noch etwa zehn Jahre entfernt, erwartet Mischi. Außerdem prognostiziert er, dass die entwickelte Technologie wahrscheinlich nicht allein, sondern in Kombination mit anderen Methoden funktionieren wird, die eine bessere Visualisierung ermöglichen. Einer der Kandidaten dafür ist die Elastographie, eine Variante der Echographie, bei der der Unterschied in der Steifigkeit von Tumor und gesundem Gewebe zum Nachweis von Krebs genutzt werden kann.

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